VON AACHEN (D) NACH TEHRAN (IR)

Mein Name ist Shahin Tivay Sadatolhosseini. Ich bin gebürtiger Iraner, Fotograph und habe viele Jahre als Rhönrad-Artist gearbeitet, unter anderem den Iran bei Weltmeisterschaften im Rhönradturnen vertreten und bin momentan als Choreograph und Künstler tätig.  Wohnhaft bin ich in Aachen und fühle mich als „Öcher“ Perser, wie man in Aachen zu sagen pflegt. Aufgewachsen bin ich in Teheran. Aufgrund des Iran / Iraq Kriges verließ meine Mutter mit meinem Bruder und mir 1985 den Iran und floh nach Deutschland. Seit 30 Jahren wohne ich in Deutschland. Kurz nach meiner Ankunft in Deutschland bin ich dem Rhönrad begegnet und war sofort verzaubert. Das Rhönrad gibt es seit genau 90 Jahren und ist ein hauptsächlich in Deutschland verbreitetes Sportgerät, das besonders im Zirkus und auf Bühnen in der ganzen Welt präsentiert wird. Rhönrad ist eine Symbiose aus Akrobatik, Tanz und Ästhetik.

Seit dem Tage meiner ersten Begegnung begleitet mich das Rhönrad und ist mehr als nur ein Sportgerät für mich. Das Rhönradturnen wurde zu einem ständigen Lebensbegleiter, Fixpunkt und einer konstanten Inspirationsquelle meiner beruflichen und künstlerischen Tätigkeiten. Das Rhönrad ist das Zentrum meiner Aachener Identität. Seit langem reift in mir der Wunsch, die persische und die deutsche Identität zu vereinen. Die Umsetzung dieser Idee entspricht dem Bild eine Nomadisierung: Mein Plan ist, mit dem Rhönrad von Deutschland bis in den Iran zu wandern.
Die Wanderung beginnt in Aachen beim Dreiländereck (Deutschland-Belgien-Niederlande) und endet in Teheran. Ich durchwandere Deutschland in Richtung Dresden, wandere durch Tschechien nach Österreich, Ungarn, Slowakei und über den Balkan bis in die Türkei („die Balkanroute“) und im weiteren Verlauf in Asien durch den Kaukasus bis zu meinem Geburtsland Iran. So werde ich bis zu 21 Länder und zwei Kontinente durchreisen. Startschuss ist der 22. Dezember 2015 und der Weg von circa 7000 Kilometern soll innerhalb eines Jahres, also innerhalb von genau 365 Tagen, zurückgelegt werden. Das Rad ist dabei nicht mein Ballast sondern wird viele Aufgaben übernehmen. Es wird mein Tragesel, mein Schneckenhaus, Kamerakran, mein Kraftwerk und vieles mehr sein.
Das Rhönrad als Kreis symbolisiert meinen Lebenslauf, denn ich bin in Teheran geboren und möchte nun erstmals wieder meinen Ursprung besuchen.
Auch der Zeitraum, in dem ich diese Wanderung antreten möchte, ist durch den wiederkehrenden Jahreszyklus ein Kreis. So ist jeder Tag etwas besonderes und einmalig und trotzdem erleben wir oft wiederkehrende Elemente.
Ich fühle mich zu meinem persönlichen Wanderjahr berufen, bei dem ich viel von meinen Begegnungen lernen kann und auch selber viele Impulse setzen werde. Durch die noch nicht ausgereifte Bekanntheit des Rhönrades ganz besonders in Osteuropa über Deutschlands Grenzen hinaus, werden die Leute schnell fasziniert. Meine Erfahrung hat gezeigt, das über das exotische Sportgerät einfach und schnell interessante Gespräche und persönliche Begegnungen entstehen. Meinen persönlichen Pilgerweg werde ich fotographisch und filmisch dokumentieren um ihn so der Öffentlichkeit zugänglichzu machen.
Zusätzlich zu den bereits erfolgten Berichten im WDR Lokalfernsehen ist geplant nach Beendigung meiner Reise in Kooperation mit arte eine Dokumentation über meine Reise zu veröffentlichen. Außerdem werde ich ein Buch über die Erlebnisse meiner Reies verfassen.