Das Kunstprojekt - RollEast 

Zu Fuß mit dem Rhönrad von Aachen nach Teheran

 

Mein Name ist Shahin Tivay Sadatolhosseini. Seit 35 Jahren lebe ich als  Künstler, Fotograf, Rhönrad-Artist und Choreograph in Aachen. Bereits als Kind in meinem Geburtsland  Iran war ich begeisterter Turner. 1985 floh meine Mutter mit mir und meinem Bruder wegen des Iran-Irak-Krieges nach Deutschland.  Kurz nach meiner Ankunft in Aachen bin ich dem Rhönrad begegnet und war sofort von der eleganten Einheit aus Akrobatik, Tanz und Ästhetik verzaubert. Seither habe ich den Iran bei Weltmeisterschaften vertreten, jahrelang Rhönrad-Akrobaten ausgebildet und Shows choreographiert. Das Rhönrad ist jedoch nicht nur als Sportgerät mein ständiger Lebensbegleiter, sondern seit langem auch Fixpunkt meiner Aachener Identität und konstante Inspirationsquelle für meine berufliche Tätigkeit als Künstler.
 

30 Jahre nach meiner Flucht aus dem Iran bin ich im Dezember 2015 mit meinem Rhönrad zu einer KunstProjektReise zurück zu meinen Wurzeln aufgebrochen. Ich bin zu Fuß von Aachen nach Teheran gelaufen und habe mein Rhönrad 625 Tage lang 5826 km weit gerollt. Jeden Tag habe ich die Orte und Landschaften, die mein Rhönrad durchwandert hat, mit meiner Kamera fotografisch festgehalten. Das Rad war dabei für mich nicht Ballast, sondern vielmehr mein Tragesel, mein Kamerakran, mein Schneckenhaus, mein Kraftwerk und vieles mehr. 19.800 Follower verfolgten die Tour in meinen Blog, und zahlreiche Medien in mehr als zehn Ländern berichteten. Das exotische Sportgerät hat jeden Tag einfach und schnell zu vielfältigen Begegnungen und interessanten Gesprächen geführt. Natürlich wollte ich mit dieser Reise Zeichen setzen. In Zeiten der unleugbaren Klimakatastrophe und wachsenden Spannungen zwischen Ländern und Kulturen sind es vor allem die direkten Gespräche zwischen Menschen, die helfen, Vorurteile abzubauen und den drängenden Themen unserer Zeit den gebührenden Platz einzuräumen.

Meine Wanderung begann am 22. Dezember 2015 in Aachen beim Dreiländereck (Deutschland-Belgien-Niederlande) und endet in Teheran. Ich durchwanderte Deutschland in Richtung Dresden, reiste  durch Tschechien nach Österreich, Ungarn, Slowakei und über den Balkan bis in die Türkei („die Balkanroute“) und im weiteren Verlauf in Asien durch den Kaukasus bis zu meinem Geburtsland Iran. So habe ich Deutschland, Polen, Tschechien, Österreich, Ungarn, Serbien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien,  die Türkei, Georgien, Aserbaidschan und mein Geburtsland Iran. und zwei Kontinente durchreist.
 
Der Kreis ist ein zentrales Element in meinem künstlerischen Schaffen und symbolisiert wiederkehrende Zyklen wie den Tag-und-Nacht-Zyklus, den Jahreszeitenzyklus, aber auch wiederkehrende Bewegungen und sich  schließende Kreise. So war auch meine Wanderung mit dem Rhönrad ein sich schließender Kreis, denn ich bin in Teheran geboren und bin erstmals nach 30 Jahren wieder an meinen Ursprung zurückgekehrt. Ich fühlte mich zu einem persönlichen Wanderjahr berufen, bei dem ich viel aus meinen Begegnungen gelernt habe und selbst viele Impulse setzen konnte. So war jeder einzelne der 625 Tage etwas Besonderes und Einmaliges und trotzdem erlebte ich oft wiederkehrende Elemente.